Die Folgen des Unwetters sind überall deutlich zu sehen. Der Weg ist stellenweise komplett von Blättern und ausgespülter Erde bedeckt. Auch die Weinberge vor Weinstadt haben erheblichen Schaden genommen.
Doch zunächst erreiche ich das Städtchen Winnenden. Hier ist heute Wochenmarkt, die beste Gelegenheit sich mit frischem Obst und Vesper einzudecken. Der Trubel ist jedoch sehr groß und mit dem Fahrrad ist kaum ein Durchkommen. Also mache ich mich auf die Suche nach der Jakobskirche und dem Schloss daneben (heute Psychiatrie). Im Schloss bekomme ich gegen Vorlage meines Personalausweises den Schlüssel für die Kirche, die ich dadurch ganz für mich allein habe. Hier ist es herrlich still und ich kann den geschnitzten Jakobsaltar ungestört auf mich wirken lassen – ein wunderbarer Ort!
Schnell packt mich aber wieder die Unruhe und ich radle durch die beschädigten Weinberge (Trollinger) nach Weinstadt. Hier teilt sich der Jakobsweg und ich entschließe mich für die Route über Esslingen und entlang dem Neckar. Allerdings mache ich zuvor einen kleinen Umweg über den ersten Ort an der zweiten Route: Stüpfelbach ist ein Ort wie aus dem Bilderbuch und verfügt über eine Jodokuskirche.
Weiter geht es durch die Weinberge nach Stetten, in dessen Dorfkirche ein Altar mit den Abbildungen des Jakobus und des Jodokus stehen soll. Leider ist die Kirche abgesperrt und auch der Stempel im „Turmstüble“ ist nicht mehr vorhanden. Enttäuscht trete ich in brütender Hitze die Überquerung des Höhenzuges an, der mich noch von Esslingen trennt. Der Anstieg erweist sich als wahrer Gewaltakt – vor allem mit dem ganzen Gepäck am Fahrrad. Die Rennradfahrer, die mich auf der Strecke überholen, tun sich da schon erheblich leichter, sind aber auch ordentlich am Keuchen. Anschließend genieße ich die Abfahrt nach Esslingen. Schon sind alle Anstrengungen vergessen!
In Esslingen erwartet mich ein kleines Fest und so sind ordentlich Leute unterwegs. Ich lasse den Trubel hinter mir und besuche die Stadtkirche St. Dionys und die Frauenkirche mit der Jakobusfigur an der Fassade. Insgesamt sind mir aber zu viele Leute unterwegs und so ziehe ich weiter…
Ich bin noch nicht lange Neckar-aufwärts unterwegs und schon wieder bilden sich Gewitterwolken und in Nürtingen legt es dann richtig los. Zum Glück finde ich eine Straßenbrücke unter der ich mich in Sicherheit bringen kann. Der Platz unter der Brücke füllt sich zusehends und am Schluss stehen hier um die 20 Radfahrer herum und warten auf besseres Wetter.
Ich nutze eine kurze Regenpause und suche auf einem nahen Volksfest Schutz. Ein Radler später sieht die Lage schon wieder besser aus und beschließe meinen Weg fortzusetzen.
In Neckartailfingen treffe ich wieder auf die andere Variante des Jakobswegs und entdecke die kleine Martinskirche mit Pilgerbuch.
Beim Verlassen der Kirche stoße ich noch auf einen Tagespilger mit dem ich mich unterhalte bis ihn ein Bus zurück nach Hause mitnimmt.
Das letzte Stück bis Tübingen muss jetzt unbedingt noch sein, dort ist schließlich der nächste Campingplatz. Ich unterhalte mich noch ein wenig mit niederländischen Fahrradpilgern auf ihrem Weg nach Rom bevor ich mich schlafen lege. Leider ist in dieser Nacht an Schlafen kaum zu denken; Schuld daran ist das alljährliche Studentenfest in der Stadt, das auch so manchen „lustigen Partygänger“ auf den Campingplatz verschlägt.
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